Ein neues Zahlungssystem für Europa?

Die mögliche Einführung eines neuen Zahlungssystems in Europa

Die Digitalisierung verändert viele Bereiche unseres alltäglichen Lebens. Dazu zählt auch die Art und Weise des Zahlens. Inzwischen werden Käufe, aber auch Darlehen überwiegend online und digital abgewickelt. Auch die Corona Pandemie hat zu einem verstärkten digitalen Fokus in verschiedenen Bereichen beigetragen. Dazu zählt ein vermehrtes bargeldloses Bezahlen, um kontaktlos mit der Karte zu bezahlen. Auch mit dem Smartphone ist Bezahlen mittlerweile über verschiedene Services möglich. 

Ein Großteil der Zahlung mit Karte, online oder mobil laufen über Technologieplattformen von globalen Anbietenden und globalen Kartensystemen. Sogenannte BigTechs beherrschen große Teile des Marktes. Dabei sind die Zahlungsdaten häufig mit anderen Kundendaten verknüpft, sodass in Europa Datenschutz-Bedenken immer wieder auftauchen. Für die Banken besteht die Gefahr, den Kontakt zu ihren Kund:innen zu verlieren, da die BigTechs in vielen Bereichen agieren. 

Um den Zahlungsverkehr zu gewährleisten und die Entwicklung mitzugestalten, ist eine eigenständige, europäische Zahlungslösung im Gespräch.

Damit soll ein störungsfreier, sicherer Zahlungsverkehr ermöglicht werden, ohne Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietenden.

Die Kartenanbietende aus der USA, Mastercard und Visa haben eine starke Stellung, zu der bisher noch keine konkurrenzfähige europaweite Alternative entwickelt werden konnte. Diese Firmen sind Partner der Banken, wenn es um Kreditkartenkäufe geht. Auch Google Pay oder Apple Pay stellen neue Bezahlmöglichkeiten dar, die weitere außereuropäische Konkurrenz darstellen. Wie bei Blitzkrediten, ist auch hier ein Vergleich dieser Anbietenden nötig. 

Auf nationaler Ebene gibt es bereits erfolgreiche Zahlungssysteme, wie beispielsweise die Girocard in Deutschland oder weitere digitale Lösungen. Jedoch gibt es kein länderübergreifendes System, so wie es bei den Leistungen von internationalen Anbietenden häufig der Fall ist. Dies hat Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit von europäischen Zahlungsdienstleistenden.

Die mögliche Einführung eines neuen Zahlungssystems in Europa

European Payment Initiative (EPI):

Um dieser Herausforderung zu begegnen, wurde von europäischen Banken die “European Payment Initiative” ins Leben gerufen. Der Euro ermöglicht ein sicheres, allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel mit Bargeld. Dies sollte auch für digitale, Karten- und Online-Zahlungen gelten.

Das Ziel dieser Initiative ist die einheitliche, bequeme, effiziente und sichere Bezahlung für Verbraucher:innen in Europa – sowohl analog im Supermarkt als auch digital beim Online-Shopping.

Dazu zählt unter anderem die Funktion von Echtzeit Überweisungen, die in wenigen Sekunden in ganz Europa möglich wären. Mit dieser Initiative sollen die europäischen Interessen vereint werden und Unabhängigkeit zurückerhalten werden. Europäische Anbietende könnten dadurch ihre Stellung stärken – national, europaweit und international. Die Initiative wird zudem von der EU-Kommission und der EZB – Europäischen Zentralbank – begleitet und unterstützt. Von der EZB ist eine Lösung für unabhängigen Zahlungsverkehr in den Euro-Ländern und der Europäischen Union schon lange gefordert. 

Ein erster Schritt ist die digitale Geldbörse – ein digital wallet – um Verbraucher:innen und auch Unternehmen digitale Zahlungsdienstleistungen bereitzustellen. Diese und eine europäische Karte sollen laut den beteiligten Banken im Jahr 2022 starten. Dadurch soll ein neuer Standard geschaffen werden, der alle Formen innerhalb der Zahlungen abdecken kann.

Verschiedenste europäische Länder und Banken sind Teil der Initiative, neben Deutschland auch Frankreich und Spanien.

Auch die deutschen Sparkassen zeigen sich interessiert und sind bereit in die Initiative zu investieren. Die kürzliche Ankündigung der Abschaffung der Maestro Karte zeigt darüber hinaus die Notwendigkeit eines eigenen Zahlungssystems in Europa.

Andreas Linde
Von
Der Kreditexperte Andreas Linde ist seit 2014 in der Finanzbranche tätig. Auf Matchbanker schreibt er über Kredite, Refinanzierung, APR, Zinssätze und alles, was mit Finanzen zu tun hat.
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