Negativzinsen – Was verbirgt sich hinter diesem ungewöhnlichen Szenario?

Wussten Sie eigentlich, dass Negativzinsen Zinsen sind, die anstelle des Kreditgebers der Kreditnehmer zahlt? Das ist tatsächlich der Fall, wenn von negativen Zinssätzen die Rede ist. Denn immer mehr Banken verlangen in der letzten Zeit von ihren Kunden und Kundinnen Gebühren für die Verwahrung ihres Geldes, sogenannte Verwahrentgelte, auch als Strafzinsen oder Minuszinsen bekannt. Doch was hat es eigentlich damit auf sich? Matchbanker möchte in puncto Negativzinsen aufklären und hat sich dem Thema deshalb an dieser Stelle gewidmet.

Negativzinsen

Negativzinsen sind derzeit überall in den Medien ein Thema. Immer mehr Banken und Kreditinstitute verlangen neuerdings negative Zinssätze von ihren Kunden und Kundinnen, weil diese von der Europäischen Zentralbank (EZB) aufgrund deren Zinspolitik aufgefordert werden, ebenfalls Gebühren zu zahlen. 

Damit die Banken jedoch immer noch gewinnbringend wirtschaften können, legen sie die Gebühren in Form von Negativzinsen auf ihre Kunden und Kundinnen um. Manchmal werden Negativzinsen auch versteckt in Form von Kontoführungspauschalen oder etwaigen Zusatzkosten eingefordert. Darüber ärgern sich viele treue Kunden und Kundinnen der Banken.

Negativzinsen hängen sehr eng mit der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank zusammen und werden von den Banken und Kreditinstituten häufig in Form von zusätzlichen Gebühren auf deren Kunden und Kundinnen umgelegt. Auch für Sie als Bankkunde oder -kundin können Negativzinsen Konsequenzen mit sich bringen, denn Ihr Vermögen kann dadurch geschmälert werden. Informieren Sie sich jetzt über den richtigen Umgang mit Negativzinsen.

In diesem Artikel erfahren Sie..

  • …was Negativzinsen eigentlich sind
  • …wer negative Zinssätze festlegt 
  • …welche Konsequenzen negative Zinssätze haben
negativzinsen

Was sind Negativzinsen?

Negativzinsen sind Zinsen, die die Bank von ihren Kunden und Kundinnen verlangt. Bei einem verlangten Negativzins erhalten diese von ihrer Bank weniger Geld zurück als sie zuvor bezahlt haben. 

Gerechtfertigt werden solch negative Zinssätze von den Kreditinstituten häufig mit der vorherrschenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. 

Negative Zinssätze sind somit auch häufig das Resultat eines Versuchs, das landeseigene Wirtschaftswachstum mit finanziellen Mitteln wieder anzukurbeln.

Negativzinsen können zum Beispiel in Zeiten der Deflation vorkommen, etwa wenn Menschen und Firmen zu viel Geld horten, statt es auszugeben. Grund für ein derartiges Verhalten ist insbesondere die Hoffnung, dass das Geld morgen mehr wert sei als heute. 

Ein Beispiel für Negativzinsen:

Wenn Sie 200.000 € auf Ihrem Bankkonto haben, hätten Sie bei einem Negativzins von -0,5 % p.a. nach einem Jahr nur noch € 199.000 auf Ihrem Bankkonto. 

Betrag auf Bankkonto200.000 €
Negativzinsen-0,5 % 
Betrag auf Bankkonto (nach einem Jahr)199.000 €

In diesem Fall sind 1000 € einfach weg, weil Banken Negativzinsen auf ihre Kunden und Kundinnen umlegen. Ihr Geld wird somit kontinuierlich weniger.

Wer legt negative Zinssätze fest?

Bei Negativzinsen werden den Geschäftsbanken Zinsen für die Aufbewahrung von Bargeld bei der Europäischen Zentralbank in Rechnung gestellt, anstatt dass sie selbst Zinsen erhalten.

Das bedeutet, dass die Europäische Zentralbank von den Geschäftsbanken Gebühren auf ihre Reserven erhebt, den sogenannten Einlagenzins, und schreibt den Banken in diesem Zuge die Zinsen nicht länger gut. Den Einlagenzins zahlen in der Regel die Banken, damit die EZB deren Geld einlagert. 

Der Grund für den sogenannten Einlagenzins der EZB ist unter anderem die Förderung von Kreditvergaben und Investitionen statt des Hortens von Geld. 

Darüber hinaus wird häufig empfohlen, Bargeld in Wertpapiere umzuwandeln. Daraufhin sehen sich einige Banken und Kreditinstitute gezwungen zu handeln und bitten Kunden und Kundinnen zur Kasse. 

Die Begründung der Banken und Institute an ihre Kunden und Kundinnen ist das gewinnbringende bzw. wenigstens kostendeckende Wirtschaften. Damit sich dies für die Banken auch weiterhin rentiert, übertragen diese die Kosten auf deren Kunden und Kundinnen als Negativzinsen. Manchmal geschieht dies auch in versteckter Form, wie zum Beispiel durch Kontoführungspauschalen oder auch andere Zusatzkosten.

Der Einlagenzins ist ein Zinssatz, den Geschäftsbanken an die Europäische Zentralbank zahlen müssen, damit diese ihr Geld einlagert.
Negativzinsen

Welche Konsequenzen haben negative Zinssätze für Verbraucher und den Finanzmarkt?

Negative Zinssätze kommen vor, wenn der nominale Zinssatz unter null Prozent fällt. Das heißt, dass Banken und Kreditinstitute dafür bezahlen müssen, dass ihre überschüssigen Reserven bei der Zentralbank gelagert werden. Normalerweise würden sie dafür positive Zinserträge bekommen, in diesem Fall ist das jedoch nicht so. 

Die Senkung des Zinssatzes der Europäischen Zentralbank reicht dann in diesem speziellen Fall nicht mehr aus, um Kreditvergaben und Investitionen wieder zu fördern. Deshalb werden von der Zentralbank derartige Methoden in puncto Geldpolitik eingesetzt. Sie sollen Horten von Geldes wie zum Beispiel auf Tagesgeldkonten vermeiden und als Anreiz dienen wieder mehr Geld in Wertpapieren anzulegen.

Das soll das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Es soll ein Anreiz gegeben werden, Geld auszugeben, statt es bei der Bank einzulagern. Ob dieser Ansatz in der Geldpolitik sich jedoch rentiert, ist bislang noch offen.

Negativzinsen bedeuten nicht, dass Sie nicht weiter sparen können. Es lohnt sich jetzt nur eher, das Geld in Wertpapieren anzulegen, statt es an die Bank zu geben.

FAQ Negativzinsen – Häufig gestellte Fragen

Wie können Zinsen negativ werden?

In der Regel zeigen Zinssätze an, wie wertvoll das Geld heute im Vergleich zu derselben Summe in der Zukunft ist. 
Positive Zinssätze stehen dafür, dass das Geld heute mehr wert ist, als das Geld von morgen. Bei einem negativen Zinssatz ist es jedoch umgekehrt: Das Geld ist in der Zukunft mehr wert, als heute. Banken wollen mit der Einführung von Negativzinsen Kunden und Kundinnen davon abhalten, größere Summen anzulegen.

Was bedeuten negative Zinssätze für Menschen?

In erster Linie können negative Zinssätze für Menschen einen Geldverlust bedeuten, wenn sie nichts gegen diesen Vorgang unternehmen und ihr Geld im Zuge einer Negativzinspolitik anders anlegen. Prüfen Sie deshalb Ihr Tagesgeldkonto auf Negativzinsen und legen Sie größere Summen zum Beispiel verteilt auf mehrere Banken an.

Warum soll die Wirtschaft mit der Methode der Negativzinsen angekurbelt werden?

In wirtschaftsschwachen Zeiten herrscht auch häufig die Angst vor Deflationen oder Rezessionen im betroffenen Land. Negativzinsen können entstehen, wenn darauf gewartet wird, dass es der Wirtschaft wieder besser geht, um dann wieder investieren zu können. Dieses Verhalten führt nicht unhäufig in eine Negativspirale und schwächt die Wirtschaft weiterhin. Dieser Kreislauf soll mithilfe von Negativzinsen durchbrochen werden. Mit derartigen Maßnahmen soll jedoch die Wirtschaft wieder gestärkt und auch die Kaufkraft wieder angekurbelt werden.

Andreas Linde
Von
Der Kreditexperte Andreas Linde ist seit 2014 in der Finanzbranche tätig. Auf Matchbanker schreibt er über Kredite, Refinanzierung, APR, Zinssätze und alles, was mit Finanzen zu tun hat.
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